Fasten: 40 Tage bewusster essen

Fasten: Morgen ist Aschermittwoch, der klassische Beginn der Fastenzeit. Für viele ein Grund und Anlass, sich von unliebsamen Gewohnheiten und Eigenschaften zu trennen. Doch was genau dahinter steckt, ist vielen gar nicht mehr so bewusst.

fasten (Verb): sich für eine bestimmte Zeit ganz oder teilweise der Nahrung enthalten oder auf den Genuss bestimmter Speisen verzichten.

Das sagt uns der Duden  zu dem Thema. Gemäß dieser Definition, faste auch ich jedes Jahr wieder gerne. Durchhaltevermögen und Erfolg korrelieren dabei negativ mit der Anzahl der Jahre, in denen ich den Versuch gestartet habe. Das ist natürlich leicht frustrierend und nimmt dem diesjährigen Fastenstart schon vorweg die Grundlage zum Gelingen. Aber, was will mir dabei eigentlich gelingen? Und woran liegt mein Scheitern? Habe ich mir zu hohe Ziele gesteckt oder dieses “Fasten” einfach nicht richtig verinnerlicht – und damit inkonsequent umgesetzt?

Von Hintergründen und Motivation…

Ursprünglich haben Gläubige seit dem Mittelalter ab Aschermittwoch  40 ganze Tage bis Ostersamstag auf einige Nahrungsmittelgruppen verzichten: Fleisch, Eier, Milchprodukte und Alkohol. Ausgenommen sind kalendarisch allerdings die Sonntage, als „Feiertage vom Fasten und Büßen“. Achso. Der Ausnahmetag wurde historisch also schon eingebaut, finde ich gut.

Heutzutage nimmt man das alles aber insgesamt nicht mehr so eng. Nach protestantischen Verständnis ist es von jedem selbst zu entscheiden, welches Lebensmittel persönlich für das eigene Fasten geeignet ist.  Gefastet wird daher modernerweise oftmals von zeitgenössioschen Sünden wie Süßkram, Zigaretten, Alkohol oder – sehr sinnvoll!- dem Handy. Es geht hierbei dann mehr um den Bruch mit schlechten Gewohnheiten. Auch Luther empfahl das Fasten im Rahmen der Reformation mehr als „feine, äußerliche Zucht“, denn als Mittel zu Heil und Gesundheit.

Dennoch wird gut und gerne, abseits religiöser Beweggründe, der Gesundheit zuliebe gefastet.. Nennt sich dann „Heilfasten“, wobei das mit dem Heilen so wissenschaftlich nicht so wirklich bewiesen ist, dass tatsächlich Krankheitszustände dauerhaft verbessert werden.

Für einige liegt die Motivation ganz klar darin, nach den feisten Weihnachtsfeiertagen im neuen Jahr, schnell mal etwas in Richtung Bikini-Figur zu unternehmen. Also her mit der Fastenkur! Als Abnehmmethode ist Fasten allerdings weniger geeignet. Jedoch kann man eine Fastenkur als Beginn für eine langfristige Veränderung nutzen. Der Verzicht auf Nahrung soll den Körper wieder ins Gleichgewicht bringen und das Sättigungs- bzw. Hungergefühl wieder herstellen.

Bei vielen wirkt sich das Fasten auch positiv auf die Stimmung aus: Enthaltsamkeit kann glücklich und ausgeglichen machen. Man wird selbstzufriedener, fühlt sich wohler und hat gefühlt mehr Energie.

Es gibt auch Menschen, die im Sinn haben, mit dem Fasten sogenannte “Schlacken” aus dem Körper zu schwemmen, was auch immer das sein mag. Naturwissenschaftlich ist das nicht nachvollziehbar. Aus Sicht der Schulmedizin handelt es sich hierbei um alternative Fakten ;). Die DGE sagt hierzu:

„in einem gesunden menschlichen Körper (gibt es) keine Ansammlungen von Schlacken und Ablagerungen von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr über den Darm und die Nieren ausgeschieden“

Und genauso ist es: Unser Körper ist in der Lage, sich sehr gut selber zu entgiften, auch ohne dass wir Fasten.

Bei Risiken und Nebenwirkungen…

Vor dem Fastenstart ist es sinnvoll, mit seinem Arzt Rücksprache zu halten, ob es irgendwelche Einschränkungen gibt. Nicht Fasten sollten schonmal Menschen, die ohnehin untergewichtig sind und von nichts „zehren“ können. Das gleiche gilt für den psychischen Zustand: Fasten kann ebenso am Gemüt „zehren“ und daher ist es hier auch wichtig, in einigermaßen guter Verfassung zu sein. Bei bestimmten Erkrankungen sollte man ebenfalls darauf verzichten. Das klärt dann der Arzt ab. Außerdem sollten werdende oder frischgebackene Mütter, sowie Kinder nicht fasten. Ist aber auch irgendwie logisch!

Weiter zu Bedenken: Beim sogenannten „Null-Fasten“ verzichtet man gänzlich auf Nahrung und nimmt nur Flüssigkeit zu sich. Es verschwinden zwar die Kilos, jedoch bestehen diese zu einem großen Teil auch aus Wasser und Muskelmasse. Diese erhält sich nämlich nicht einfach so selber. Der Körper benötigt für den Stoffwechsel eine gewisse Menge an Eiweißen. Führt man keine zu, bedient er sich an seinen körpereigenen Speichern: Den Muskeln. Blöd! Und unerwünscht. Spezifisch nur die Fettpölsterchen loszuwerden ist beim Fasten nicht möglich.

Eine weitere Nebenwirkung des Fastens können Müdigkeit, Kopfschmerzen und schlechtere Konzentrationsfähigkeit sein. Daher vielleicht besser nicht in stressigen Jobphasen in asketische Phasen starten.

Wie nun loslegen?

Sinnvollerweise gliedert sich das Fasten in ein Gesamtkonzept. Um die Körperwahrnehmung zu stärken, ist ein gewisses Maß an Bewegung unverzichtbar. Am besten ohne große Ambitionen und ander frischen Luft. Auch Entspannungsmethoden lassen sich prima im Rahmen einer Fastenkur in den Alltag integrieren (am besten natürlich dauerhaft). Solche Gedanken sollte man sich vorab schon machen.

Die Wahl der Fastenmethode ist dann Geschmackssache… Was erlaubt ist, hängt einzig und allein von einem selber ab. Und welches Konzept man wählt. Selbst Abweichungen entscheidet man für sich selber. Denn die ganze Fasten-Aktion ist nur für das eigene Wohl gemacht. Man kann sich natürlich auch an ein bestimmtes Fastenprinzip halten: Buchinger, Hildegard von Bingen, F.X.Mayr….diese sogenannten sanften Fastenmethoden sind in der Regel nebenwirkungsärmer, da sie noch bestimmte Lebensmittel zulassen. Das kann sich auch positiv auf das Durchhaltevermögen auswirken.


Vor Beginn meiner Recherchen zu diesem Artikel war ich noch felsenfest der Überzeugung, hier mein eigenes Fastenvorhaben umschweifend anzukündigen und darzustellen. Während des ganzen Schreiberei, habe ich jedoch irgendwie die Lust am Fasten verloren. Ja. So schnell kann das gehen. Es würde auch nicht gut in meine Vorbereitungen für die beiden halben Marathone Ende März und Anfang April passen. Ohnehin glaube ich, mir fehlt die Motivation, auf irgendetwas gänzlich zu verzichten. Vielleicht reduziere ich ja nur ein bißchen. Dinge, die sich im Alltag ohnehin nicht sonderlich bewährt haben wie Süßigkeiten und Energy-Drinks und der stündliche Blick aufs Smartphone.

In Äthiopien wird das Fasten übrigens das ganze Jahr über praktiziert, an jedem Mittwoch und Freitag ist „Fasting Day“. Dann dürfen keine tierischen Lebensmittel verzehrt werden, ausschließlich Fisch. Finde ich ein super Prinzip! An zwei Tagen der Woche eine andere Ernährung umsetzen scheint mir besser durchzuhalten als 40 Tage am Stück.

In diesem Sinne, enthaltsame Grüße,

Eure Maike

 

 

 

 

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